Ich kenne so viele Menschen, die ich achte, respektiere, mag und schätze,
die einfach nur genervt sind, wenn das Wort „Klima“ fällt.
Das kann ich gut verstehen.
Immer wieder auch höre ich Aussagen wie
– „die“ (wer und warum?) lügen uns nur an
– denen glaube ich nichts (Wissenschaftler haben sich ja schon immer geirrt)
– das kann man ja alles gar nicht beweisen
Also:
ja: Wissenschaft irrt immer wieder und das ist völlig normal.
Wobei „irren“ das falsche Wort ist. Ich würde sagen:
es waren zu dem Zeitpunkt noch nicht alle Faktoren bekannt – darum war das Ergebnis nur vorläufig „richtig“.
Es gibt immer nur „Wahrscheinlichkeiten“ für bestimmte Berechnungen.
Und dann ist man versucht zu sagen: „also dann…. kann ich ja gleich würfeln.
Da ist ja nichts, überhaupt nichts, richtig handfest und klar. Da macht sich ja jeder seine eigene Wahrheit selbst zurecht.“
Ganz so simpel ist es dann doch wieder nicht.
Jeder weiß, dass es Frühling, Sommer, Herbst und Winter gibt.
Die kommen! Zuverlässig.
Aber niemand weiß, wann genau. Und wie viel es regnen wird, wie kalt es wird, wie lange die Jahreszeiten in diesem Jahr dann tatsächlich dauern. Ist deshalb die Aussage: „der Frühling wird kommen“ gelogen? Hingeschwindelt, weil es dafür ja keinen „Beweis“ gibt?
Und so ist es auch mit den Berechnungen zu den Veränderungen, die wir teils jetzt schon ziemlich drastisch erleben.
Die Dürren, die Waldbrände, die Sturzfluten, die viel zu frühen Frühlingstemperaturen mit nachfolgendem Frost… das alles ist kein Zufall.
Wer anfängt, sich mit dem Thema in der Tiefe zu beschäftigen, hat Probleme ruhig zu bleiben.
Fridays for Future waren keine Kinder, die einfach keinen Bock auf Unterricht sondern auf Randale hatten.
Unsere Kinder haben begriffen, was da jetzt kommt.
Und wollten weder schweigen, noch es hinnehmen.
Aber welchen Einfluss hat denn ein Jugendlicher? Wie will er denn an den ganz großen Hebeln drehen – die absolut nötig zu drehen wären? Wie denn?
Jetzt sind sie in alle Winde zerstreut, wir haben wieder unsere „Ruhe“ und alles kann weitergehen wie immer.
Das ist doch schön. Richtig toll.
Also:
ich schreibe hier mal nur ganz grob eine Chronik des Erkenntisgewinns und anschließend ein paar Grafiken und Quellenangaben.
Und dann kann ja jeder für sich entscheiden, ob es sich lohnt, dieses ganze Thema mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
- 1824: Joseph Fourier beschreibt als erster den Treibhauseffekt, ohne den auf der Erde ein eisiges, lebensfeindliches Klima herrschen würde.
- 1850: Beginn der weltweiten Temperaturaufzeichung
- 1906: Svante Arrhenius erwähnt erstmals, dass der Mensch den CO2-Gehalt der Atmosphäre erhöht. Der schwedische Chemiker erforscht den wärmenden Effekt von Kohlendioxid und seiner Konzentration in der Erdatmosphäre.
- 1941: Herrman Flohn schreibt: Mit einem Fortschreiten dieser sehr langsamen Erhöhung der Temperatur … muss gerechnet werden. Damit wird aber die Tätigkeit des Menschen zur Ursache einer erdumspannenden Klimaänderung, deren zukünftige Bedeutung niemand ahnen kann.
- 1957: Revelle und Suess stellen fest: Die Menschheit führt derzeit ein groß angelegtes geophysikalisches Experiment durch.
- 1965: Erste Warnungen der Wissenschaftler
- 1971: Deutsche Physikalische Gesellschaft sagt: „Geht aber die Industrialisierung und die Bevölkerungsexplosion ungehindert weiter, dann wird spätestens in zwei bis drei Generationen der Punkt erreicht, an dem unvermeidlich irreversible Folgen globalen Ausmaßes eintreten.“
- 1978: John Mercer postuliert einen sich anbahnenden Kollaps des westantarktischen Eisschildes.
- 1988: IPCC wird gegründet (Klimarat)
- 1989: Hansen prognostiziert Temperaturerwärmung und sagt vor dem US Kongress aus
- 1991: Organisierte Leugnung beginnt
- 2001: verstärkter Treibhauseffekt beobachtbar
- 2002: Kollaps des antarktischen Eisschildes Larsen B.
- 2005: Wahrscheinlichkeit tödlicher Hitzewellen wird mit globaler Erwärmung inVerbindung gebracht.
- 2008: Das Wilkins-Eisschild bricht auf; es waren dies die Indikatoren, die 1978 vorhergesagt wurden.
- 2012: die bis dahin 5 wärmsten Jahre seit Klimaaufzeichnung in den Jahren 2000-2012.
- 2015: In Paris wird das 1,5 Grad Ziel festgelegt
- 2016: 2014, 2015, 2016 waren die 3 wärmsten Jahre seit Klimaaufzeichnung, 1 Grad Ziel überschritten
- 2017: Alle paläoklimatologischen Datenreihen darauf hin, dass die im bisherigen 21. Jahrhundert stattgefundene Erwärmung die Temperaturwerte des Holozänen Klimaoptimums (vor etwa 8000 bis 6000 Jahren) mit großer Sicherheit übertrifft.
- 2021: Mindestens 145 Milliarden Euro Schäden sind zwischen 2000 und 2021 durch die Folgen des Klimawandels in Deutschland entstanden.
- 2021: Beim AGU Fall Meeting der American Geophysical Union wurde im Dezember 2021 von einem Forscherteam der International Thwaites Glacier Cooperation die Befürchtung geäußert, dass der den Gletscher stabilisierende Eisschild bereits in den nächsten fünf Jahren kollabieren könnte. Es wird geschätzt, dass der Thwaites-Gletscher, der etwa die Größe von Großbritannien hat, dadurch um ca. 25 % schneller abschmelzen wird. Gegenwärtig trägt er 4 % zum laufenden Meeresspiegelanstieg bei. Ein vollständiges Abschmelzen dieses Gletschers alleine würde einen globalen Meeresspiegelanstieg von ca. 65 cm verursachen.
- 2023: In einer 2023 publizierten Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Westantarktis während der Eem-Warmzeit vor 120.000 Jahren komplett abgeschmolzen war. Da die Erde damals nur etwa ein Grad wärmer war als zu vorindustrieller Zeit, bedeutet das, dass bereits die in den 2020er Jahren vorliegende Klimaerwärmung von 1,5 Grad langfristig zum totalen Abschmelzen der Westantarktis führen und, damit verbunden, mindestens 5 bis 10 Meter an Meeresspiegelanstieg mit sich bringen wird.
- 2024: In der Wissenschaft besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass der gegenwärtig zu beobachtende Klimawandel im vorhergesagten weiteren Verlauf rascher vonstattengehen wird als alle bekannten Erwärmungsphasen der letzten 50 Millionen Jahre. Selbst während des Paläozän/Eozän-Temperaturmaximums – ein extrem ausgeprägtes Warmklima innerhalb eines geologisch sehr kurzen Zeitraums – hatte der atmosphärische Kohlenstoffeintrag und die damit gekoppelte Temperaturzunahme im jährlichen Durchschnitt erheblich geringere Steigerungsraten als gegenwärtig. Im Unterschied zu früheren Annahmen wird sich der zusätzliche CO2-Eintrag auch bei einem weitgehenden Emissionsstopp nur allmählich verringern und in signifikantem Umfang noch in mehreren tausend Jahren nachweisbar sein. Darauf aufbauend postulieren einige Studien unter Einbeziehung der Erdsystem-Klimasensitivität eine längere Warmzeit im Bereich von 50.000 bis 100.000 Jahren. Als zusätzliche Gefährdungspotenziale wurden verschiedene Kippelemente im Erdsystem identifiziert, die bei weiterer Erwärmungszunahme kurzfristige und irreversible Prozesse einleiten würden. Derartige Entwicklungen würden das Bild der Erde gravierend verändern, vor allem durch die damit gekoppelte Verlagerung der Klima- und Vegetationszonen und das weitgehende Abschmelzen des westantarktischen und grönländischen Eisschilds mit entsprechendem Anstieg des Meeresspiegels.
- 2024: 1,5 Grad Ziel überschritten; Die Wahrscheinlichkeit, dass es möglich sein wird, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, wurde als gering eingestuft.
- 2024: Die finanziellen Einbußen aufgrund von extremen Wetter und Klimaereignissen beliefen sich in der EU in den letzten 40 Jahren auf 487 Milliarden Euro
- 2025: Der menschengemachte Klimawandel bringt gewaltige Kosten für Deutschland mit sich: Bis 2050 zwischen 280 und 900 Milliarden Euro. Die Studie analysiert aktuelle und zukünftige Folgenkosten des Klimawandels für Deutschland.
Die meisten Inhalte sind entnommen aus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Forschungsgeschichte_des_Klimawandels
Die Quellenangaben dort kann ja jeder für sich nachvolziehen.
Am meisten bewegt hat mich ein Verweis auf einen verzweifelten Weckruf der deutschen Wissenschaft im Jahre 1985.
Damals schon läuteten alle Alarmglocken: die pdf dazu kann man sich hier herunterladen.
Sehr anschaulich sind auch die Grafiken dieser Website.
Und wenn man anfangen möchte, sich über Kipppunkte zu informieren, wäre hier ein erster Ansatz.
ARD-alpha hat eine sehr schöne Übersicht mit vielen Videos zum Thema.
Und wenn mich jetzt noch jemand fragt, warum ich Mitglied in der einzigen Partei bin, die in der Lage und willens ist, hier etwas für uns alle zum BESSEREN zu bewegen, antworte ich lieber nicht.
Wenn nicht jeder einzelne bereit ist, zurück zu stecken, lieb Gewonnenes loszulassen und sich in den Dienst Aller zu stellen,
wird es ein furchtbares Bezahlen geben. Nicht von uns. Von unseren Kindern und Enkeln.